Behandlungsmöglichkeit der Rektusdiastase: Tupler Technique® – Interview mit Katrin Rey

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Ich möchte dir heute die erste der möglichen Behandlungstechniken (oder Konzepte, Überlegungen, wie auch immer du es nennen magst) bei einer Rektusdiastase vorstellen: die Tupler Technique®. Dazu durfte ich die liebe Katrin Rey von Tummytalk interviewen. Sie ist Deutschlands erste zertifizierte und professionelle Trainerin der Tupler Technique®, Physiotherapeutin und Beckenbodentherapeutin. Wir haben uns auf einer Beckenbodenfortbildung kennen gelernt und ich fand es gleich spannend, was sie über die Tupler Technique® berichtete und wollte mehr wissen. Nachdem ich mir selber das Buch zur Tupler Technique® bei ihr bestellt habe und es ein total spannendes Konzept finde, dass ich unbedingt weiter für meine Behandlung vertiefen möchte, freue ich mich jetzt sehr, dass sie uns heute die Tupler Technique® vorstellt:

Bitte stelle kurz dein Konzept zur Behandlung der Rectusdiastase vor.
Ich arbeite in erster Linie mit der Tupler Technik®, die in den 90er Jahren von Julie Tupler in New York entwickelt wurde und seither je nach Wissenschaftsstand fortwährend aktualisiert wird. Ziel der Tupler Technik® ist es, das Bindegewebe zwischen den auseinander gewichenen Muskeln zu schützen und zu festigen, während die geraden Bauchmuskeln graduell aufeinander zu wandern. Die Tupler Technik® besteht aus 4 Schritten, die parallel durchzuführen sind:
1. Das Tragen eines speziell für die Technik entwickelten Gurtes
2. Die Übungen der Tupler Technik®, die 3x täglich durchzuführen sind
3. Der Einsatz des tiefen Bauchmuskels (M. Transversus abdominis) im Alltag
4. Korrektes Aufstehen und Hinlegen

Was ist das Besondere an dem Konzept?
In meinen Augen ist das Besondere an dem Konzept, dass es sich wunderbar in den Alltag integrieren lässt. Die Trainierenden werden dazu aufgefordert, den Blick auf sich und den eigenen Lebensstil zu werfen. Der Alltag wird stark unter die Lupe genommen, was das Programm für viele zu Beginn sehr anspruchsvoll in der Umsetzung macht. Gleichzeitig ist es auf eine lange Dauer ausgelegt, um jedem Einzelnen die Zeit zu geben, alte Gewohnheiten durch neue zu ersetzen und den Heilungsvorgang des Bindegewebes bestmöglich zu unterstützen.

Für wen eignet sich das Konzept bzw. wann kann ich damit starten?
Eignen tut sich das Konzept grundsätzlich für jeden. Da die Tupler Technik® aber nicht ganz ohne Disziplin und Engagement durchzuführen ist, ist nicht jeder gleichermaßen von dem damit verbundenen Aufwand angetan. In der Regel arbeite ich mit sehr ausgeprägten Rektusdiastasen. Diese finden ihren Weg zu mir, weil ich für viele die letzte Alternative zur OP sein könnte. Je größer der Leidensdruck um so größer die Bereitschaft zur Selbstfürsorge. Viel besser wäre es natürlich, wenn schon viel früher mit der Tupler Technik® begonnen werden würde, am besten schon vor oder während der Schwangerschaft, nach der Geburt, sowie vor oder direkt nach Laparoskopien / Bauch-OPs etc etc. Insbesondere Personen mit Nabelbrüchen profitieren von der Tupler Technik®.

Über welchen Zeitraum übe ich in dem Konzept?
Die Tupler Technik® ist auf 18 Wochen ausgelegt, was aber nicht gleichermaßen bedeutet, dass die Rektusdiastase nach dieser Zeit auch geschlossen ist. Je nach Zustand des Bindegewebes und je nach Alltagssituation kann es bis zu einem Jahr und länger dauern, bis das Bindegewebe sich erholt hat. Wir erinnern uns daran, dass das Ziel der Tupler Technik® die Heilung des Bindegewebes ist. Bindegewebe, inbesondere straffes Bindegewebe wie das der Linea Alba, braucht im Gegensatz zu Muskelkraft oder Ausdauer sehr lange, bis es an Festigkeit gewinnt. Männer haben in der Regel besseres Bindegewebe, welches zudem nicht zusätzlich durch Hormone beeinflusst wird – unfairerweise stellt sich deshalb bei Männern der Erfolg schneller ein als bei Frauen 🙂

Gibt es Hilfsmittel, die in dem Konzept unterstützend benutzt werden?
Ein wichtiges Hilfsmittel der Tupler Technik® ist der Diastasis Rehab Splint®. Dieser Gurt besteht aus einem weichen Material und ist eher als Bauchbinde oder -wickel anzusehen als als das, was wir hierzulande unter dem Wort „Gurt“ verstehen. Er hat weder eine stützende noch komprimierende Wirkung und dient lediglich der Positionierung der geraden Bauchmuskulatur. Dabei nähert er das Bindegewebe der Linea Alba an. Er ist nur in Verbindung mit den anderen 3 Schritten der Tupler Technik® wirksam und bringt eine Reihe an weiteren positiven Effekten mit sich. Um den Prozess zusätzlich zu unterstützen bietet sich das Together Tape™ an, welches unter dem Gurt getragen werden kann.

Gibt es Erfahrungen oder Untersuchungen zum Erfolg des Konzepts bzw. Faktoren, die den Erfolg positiv beeinflussen?
Julie Tupler wurde bereits in vielen medizinischen und chirurgischen Magazinen im englischsprachigen Raum erwähnt und tritt regelmäßig als Referentin auf medizinischen und Ärztekongressen auf, so auch z.B. auf dem internationalen Hernienkongress 2019 in Hamburg. Eine kleine Untersuchung über die Wirksamkeit der Tupler Technik® wurde 2005 an der Columbia University of New York aufgestellt durchgeführt. Julie Tupler selbst sammelt über Jahre hinweg Resultate und führt Statistik.

Wo finde ich Therapeutinnen, die das Konzept anwenden?
Derzeit bin ich in Deutschland die einzige ausgebildete Therapeutin in der Tupler Technik®. Eine Therapeutenliste befindet sich auf der Originalseite der Tupler Technik®.

Und zum Schluss: Hast du noch einen Geheimtipp für mich als betroffene Mami?
Es gibt mittlerweile so viele Tipps da draußen, dass es schwer ist, die Spreu vom Weizen zu trennen. Meine Tipps an Dich als betroffene Mami sind folgende:
▪ Alles was Du schaffst, ist besser als nichts. Tu das, was Du kannst.
▪ Du musst nicht immer die 100% anstreben.
▪ Gehe lieber in kleinen Schritten und dafür eine lange Strecke, als in großen Schritten zu hasten und nach der halben Strecke aufzugeben.
▪ Ganz wichtig: Konsequenz ist viel wichtiger als Intensität.

Liebe Katrin, ich danke dir für dieses tolle Interview!

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