Die Gebärmutterentfernung (Hysterektomie) gehört in Deutschland zu den häufigsten gynäkologischen Operationen. Deshalb möchte ich diese hier beispielhaft anführen. Jede 6. Frau in Deutschland zwischen 18 und 79 Jahren hat keine Gebärmutter mehr (1). Zum einen können bösartige Tumore der Grund für eine Entfernung sein, aber auch bei gutartigen Myomen oder einer Gebärmutterabsenkung kann die Indikation zu einer Gebärmutterentfernung gegeben sein. Über alternative Behandlungsmethoden sollte immer vor einer Operation nachgedacht werden. Einer Gebärmutterabsenkung kann beispielsweise mit gezieltem, von einer spezialisierten Physiotherapeutin angeleitetem Beckenbodentraining vorgebeugt und bis zu einem Grad (die Absenkung wird in vier Gradstufen eingeteilt) verbessert werden (2, 3, 4). Auch eine Pessartherapie kann eine weitere konservative Behandlungsform darstellen (auf diese gehe ich in einem weiteren Artikel noch einmal genauer ein). Diese Möglichkeiten sollte in jedem Fall vor einer Operation ausgeschöpft werden. Ist eine Operation unumgänglich (auf Grund der Schwere der Senkung oder eines bösartigen Tumors) ist auch hier eine präoperative Physiotherapie sinnvoll, um schon vorher die korrekte Beckenbodenaktivität erlernen zu können. So fällt es nach der Operation leichter wundheilungsfördernd den Beckenboden wahrzunehmen und behutsam zu tonisieren. (5) Ein weiterer Baustein der präoperativen Physiotherapie ist das Erlernen von beckenbodenschonendem Alltagsverhalten, um direkt nach der Operation das Wundgebiet beim Husten, Aufstehen, auf der Toilette etc. schützen zu können.
Direkt nach der Operation ist das Ziel der Physiotherapie die Wundheilung zu unterstützen und die Funktion benachbarter, nicht direkt betroffener Strukturen zu erhalten, sowie ein beckenbodenschonendes Alltagverhalten zu erlernen, sofern das nicht schon vor der Operation geschehen ist. Dabei wird mit Blick auf die Operationstechnik in Zusammenhang mit den Phasen der Wundheilung die Belastung langsam und individuell gesteigert. So kann der Erfolg der Operation langfristig verbessert werden. (6)
(1) Prütz F, von der Lippe E (2014) Hysterektomie: Hrsg. Robert Koch-Institut Berlin. GBE kompakt 5(1)
(2) Braekken IH, Majida M, Engh ME, Bø K. Can pelvic floor muscle training reverse pelvic organ prolapse and reduce prolapse symptoms? An assessor-blinded, randomized, controlled trial. Am J Obstet Gynecol. 2010;203(2):170.e1‐170.
(3) Braekken IH, Majida M, Engh ME, Bø K. Morphological changes after pelvic floor muscle training measured by 3-dimensional ultrasonography: a randomized controlled trial [published correction appears in Obstet Gynecol. 2010 May;115(5):1092. Hoff Braekken, Ingeborg [corrected to Braekken, Ingeborg Hoff]]. Obstet Gynecol. 2010;115
(4) Hagen S, Stark D, Glazener C, Sinclair L, Ramsay I. A randomized controlled trial of pelvic floor muscle training for stages I and II pelvic organ prolapse. Int Urogynecol J Pelvic Floor Dysfunct. 2009;20(1):45‐51.
(5) Jarvis SK, Hallam TK, Lujic S, Abbott JA, Vancaillie TG. Peri-operative physiotherapy improves outcomes for women undergoing incontinence and or prolapse surgery: results of a randomised controlled trial. Aust N Z J Obstet Gynaecol. 2005;45(4):300‐303.
(6) Ruppert, H. (2006). Physiotherapie in der operativen Gynäkologie Mehr als Beckenbodentraining. Physiopraxis 11-12/06